Psychotherapie

Was Sie gegen akute Corona-Panik tun können

„Welches ist der widerstandsfähigste Parasit? Ein Bakterium? Ein Virus? Ein Darmwurm? – Ein Gedanke! Resistent, hochansteckend.“
(Leonardo DiCaprio als Dominick „Dom“ Cobb im Science-Fiction-Film „Inception“)

 

Angst ist ansteckend

Die Informationen zum Thema Corona-Virus sind derzeit ausreichend und vielfältig. Wir wissen, wie wir uns zu verhalten haben und was vernünftig ist (und was nicht).
Aber ob und wie sehr wir uns ängstigen, hängt nicht nur von der eigenen Bewertung einer Situation ab, sondern auch davon, wie andere sich verhalten.

Bekommen wir das eine Fake-Corona-News-SMS einen Tick zu oft zugesendet, setzt unter Umständen der Verstand aus: Wir WISSEN, dass der Inhalt Blödsinn ist, aber wenn SO VIELE ihn teilen ist eventuell doch etwas dran…. In solchen Momenten setzt unsere Ratio kurz aus und das Steinzeit-Zentrum schaltet sich ein – der Köper regiert über das Großhirn:

Typische Panikreaktionen

Der Körper schüttet Stresshormone aus (Adrenalin, Noradrenalin u.a.), der Herzschlag beschleunigt sich, wir reißen die Augen auf, Muskelkraft und Atemfrequenz erhöhen sich – der Organismus bereitet sich auf Flucht oder Kampf vor. Wir spüren die typischen Symptome wie einen flauen Magen, weiche Knie, Konzentrationsstörungen, Enge in der Brust, evtl. aufsteigende Hitze u.s.w. Falls Ihr Panik-System anspringen sollte, finden Sie im Folgenden eine Auflistung von Notfall-Tipps:

 

Notfalls-Tipps bei Paniksymptomen

1.) TIEF DURCHATMEN:

Sobald Sie spüren, dass eine Panikwelle Sie erfasst, beginnen Sie sofort absichtlich tief und regelmäßig zu atmen! (In der Kampf-Flucht-Reaktion, also im „Panik-Modus“,  beginnt der Körper unwillkürlich zu hecheln bzw. „es stockt einem der Atem“.) Nach spätestens einer Minute tiefen Atmens beginnt der Körper ruhiger zu werden.

 

 

2.) BUTTERFLY-HUG:

Ein alter Trick aus der Trauma-Therapie ist der „Butterfly-Hug“: Legen Sie die Hände überkreuz auf die Oberarme und „tappen“ Sie relativ schnell mal links, mal rechts. Synchronisieren Sie das „Tappen“ mit Ihrer tiefen Atmung. So werden die linke und rechte Gehirnhälfte wieder miteinander in Verbindung gebracht bzw. gehalten. Die Panik verwandelt sich in Aktionsbereitschaft.

3.) WELLEN-MANTRA:

Alles, was anflutet, flutet auch wieder ab! Folgendes „Mantra“ kann helfen, die Panik wie eine Welle zu betrachten, die auch wieder abflacht:
„Und auch das… (einatmen!)….. geht vorbei (ausatmen….)!“
Wiederholen Sie diese „Mini-Meditation“ ca. 20 x.

4.) DUFT-REIZ:

Manche Menschen reagieren sehr positiv auf Geruchs-Reize. In der Aroma-Pflege (einer bestimmten Fortbildung im Rahmen der Krankenpflege) haben sich ein paar Düfte (zB Lavendel, Melisse, Muskatellersalbei, Geranium, römische Kamille, Ylang-Ylang, Bergamotte, Orange, Mandarine, Angelikawurzel) als sehr nützlich gegen Angst und Panik erwiesen. Einfach ein paar Tropfen auf die Handflächen verreiben und tief einatmen.
https://www.aromainfo.at/aromapflege/
http://www.aetherische-oele.net/rezepte/angstzustaende.html

5.) SINGEN:

Wenn das aktive Musikzentrum eingeschaltet ist, hat die Amygdala (also das Angst- /Panikzentrum) weniger Kraft. Laut singen (bzw Musizieren, wer kann und mag) ist daher ein wunderbares Notfallmedikament! Egal was, Hauptsache beherzt!

6.) BERÜHRUNG:

Die ultimative Beruhigung ist Körperkontakt zu vertrauten Menschen. Eine kurze, liebevolle Berührung, ein Über-den-Rücken-Streicheln, Handhalten, etc. setzt sofort Beruhigung-Hormone wie Oxytocin, Endorphin, etc. frei. (Selbstverständlich in Einklang mit den derzeitigen Hygiene-Vorschriften!) Interessant ist, dass auch Eigenberührung helfen kann, das System zu beruhigen: streicheln Sie sich einfach selber, schenken Sie sich die Art von Berührung, die Ihnen gerade gut tut.

7.) BEISTAND:

Kommunizieren Sie mit Personen Ihres Vertrauens. Niemand muss extra ausgebildet sein, um einem Menschen in Panik beizustehen. Ein paar liebevolle und einfühlsame Sätze wie „Ich kann Deine Angst verstehen!“ oder „Ich bin da!“ oder „Du bist jetzt nicht allein!“ reichen völlig aus. Wichtig: Reden Sie die Angst nicht klein („Aber geh!“, „Kann doch eh nix passieren!“ etc. ).

8.) ZU GUTER LETZT:

So komisch es klingt, aber wir gewöhnen uns auch relativ bald an Ausnahmezustände. Unser Angstsystem ist nicht gut in Statistik, wir akzeptieren bereits bekannte Gefahren viel besser, als unbekannte. Je mehr wir etwas als selbstverständliches Risiko einstufen, desto entspannter gehen wir damit um (Schließlich gibt es auch keine Zigarettenphobien oder Panik vor gesättigten Fettsäuren, obwohl daran  jährlich am meisten Menschen sterben.)

 

 

(Hier finden Sie diesen Text auch als pdf zum download)

NOTFALLSTIPPS_PANIK.pdf